der Sieker
 

Der Tropfen

Ein Gedicht von Karl-Heinz Foeste

Gesehen und aufgeschrieben im Sommer wärend der Zugfahrt zur Arbeit.

    " Feuchte Hitze lockt heiß
    zwischen Aug und dem Ohre
    einen Tropfen von Schweiß
    aus einer Pore.

    Dein Blick ist ganz stumpf
    von Schwüle ertränkt.
    Du ahnst nicht mal dumpf,
    was meinen Blick lenkt.

    Auf deiner Haut
    rinnt glänzender Tau,
    so nah, so vertraut,
    dass ich einfach schau.

    Es beginnt eine Reise
    über die Wange zum Kiefer.
    Dort sammelt sich leise
    und wandert schnell tiefer,

    ein Tropfen zum Hals,
    versinkt fast im Kragen.
    Du schaust nicht, doch
    soll ich es wagen,

    einfach weiter zu sehen,
    was nun geschieht,
    zwischen Bangen und Wehen,
    wohin salzig er zieht?

    Ist es erlaubt,
    den Blick nicht zu heben,
    wenn tiefer sich schraubt
    der Tropfen aus Leben?

    Am Schlüsselbein
    sammelt er neue Kraft,
    um größer zu sein,
    auf dass er es schafft,

    die letzte Etappe
    mit Schwung zu passieren.
    Oder fällt nun die Klappe?
    Wird er sich verlieren?

    Ein Atemzug
    bringt ihn in Bewegung,
    und ist schon genug
    für lebhafte Regung.

    Mit jedem Luftholen
    steigt weiter er ab.
    Und ich schau verstohlen,
    noch tiefer hinab
    zwischen offene Flanken,
    die zum Tal sich finden.
    Wo schon Tautropfen wanken,
    in ein Rinnsal sich winden,

    beschließt er die Reise
    im Stoff der Bluse.
    Bedauern bleibt leise
    und ein Anhauch der Muse.

    Ein Tropfen von Schweiß.
    Ich senke die Lider,
    denn ich weiß:
    Den seh' ich nie wieder. "

...und dieses waren die anderen Teilnehmer des 2.Sieker "cultur jams".

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